Richtig Heizen und Lüften, Schonendes Raumklima, Gesundes Haus

Info: 25.09.2010 in Allgemein

Problem

Die meisten „Feuchtigkeits- und Nässeschäden“, die aus den von uns verwalteten Objekten gemeldet werden, stellen sich nach Besichtigung und Untersuchung als sogenannte „Kondensatschäden“ heraus, also „Tauwasser“. Die Ursache für derartige Schadensbilder liegt sehr selten in einer Undichtigkeit am Dach, an den Fenstern, Türen oder dem Mauerwerk - sie ist vielmehr „hausgemacht“.

Daher ist es wichtig, richtig zu heizen und zu lüften. Aus falsch verstandener Sparsamkeit wird häufig zu wenig oder falsch geheizt und gelüftet. Das Ergebnis: insbesondere in Küchen, Bädern und Schlafzimmern bildet sich oft Schimmelpilz.

Tauwasser bildet sich entweder bei einem Überangebot von Luftfeuchtigkeit, z.B. vom Wäschetrocknen, oder an Bauteilen, die Wärmebrücken aufweisen. Typische Wärmebrücken befinden sich an Stirnseiten von Geschoßdecken, Fensterstürzen oder Laibungsbereichen sowie im sogenannten Sockelbereich, also unmittelbar über den Bodenplatten.

Die Feuchtigkeit „wandert“ immer dorthin, wo es am kältesten ist.

Leitsätze zur Vermeidung:

  • Richtig heizen bedeutet: Es sollten alle Räume einer Wohnung beheizt werden. Nur so können die Raumwände die Wärme speichern. Wer tagsüber während seiner Abwesenheit die Heizung ausschaltet oder zu stark reduziert (Raumtemperatur unter 15°C), findet am Abend eine ausgekühlte Wohnung vor. Wird dann die Heizung kräftig hochgefahren, erwärmt sich zunächst nur die Raumluft, nicht aber die Wände und das Mobiliar und sonstiger Hausrat.
  • Richtig lüften („Stoßlüftung“ o. „Querlüftung“) bedeutet: Mehrmals am Tag, zumindest aber immer sofort nach „Dampfproduktion“, alle Fenster (bei kleineren Apartments auch die Wohnungstüren) für ca. fünf bis zehn Minuten weit öffnen. Durch den entstehenden Durchzug findet ein rascher Austausch der warmen, feuchtigkeitsbeladenen Raumluft mit der Außenluft statt, ohne dass sich Möbel und Wände zu stark abkühlen. Thermostatventile beim Lüften immer auf 0 stellen.

Weitere Tipps im Detail:

  • Während „Dampfproduktion“ (z.B. duschen o. kochen) Badezimmer- oder Küchentüre geschlossen halten. Unmittelbar nach „Dampfproduktion“ Fenster und/oder Türen der betroffenen Räume öffnen. Wenn man z.B. weiß, dass jeder Mensch im Laufe der Nacht einen Liter Feuchtigkeit über die Atmung und die Haut produziert, wird man einsehen, dass besonders hier am Morgen gelüftet werden muß, zumal Schlafzimmer meist kühler sind, als die übrigen Räume. Außerdem wird die Luft bei Kochvorgängen, beim Geschirrspülen, Baden, Duschen, Bügeln und Waschen mit Wasserdampf angereichert. Auch Zimmerpflanzen tragen zur Luftbefeuchtung bei, weil das meiste Gießwasser verdunstet. Oft kann man gut sehen, wie der Dampf nach draußen abgeführt wird. Während dieser Lüftungszeit dreht man die Ventile der Heizkörper auf Nullstellung. Die Türen zu weiteren (insbesondere kühleren) Räumen sollten dabei geschlossen bleiben, damit sich der Wasserdampf nicht in der gesamten Wohnung ausbreiten, sondern nur nach draußen ziehen kann. Wie bei einem Wasser-Kochtopf, in dem es wärmer und feuchter ist, als in der Umgebung, will der Dampf immer nach draußen.
  • Wer darüber hinaus hin und wieder (am besten 3 x täglich) fünf bis zehn Minuten lang kräftig lüftet (allso alle Fenster und Türen zeitgleich öffnet), spart mehr Energie, weil sich frische Luft besser erwärmt und die Feuchtigkeit buchstäblich zum Fenster hinausgeblasen wird.
    Während dieser Stoßlüftung wird die verbrauchte, feuchte Raumluft durch trockene Frischluft ersetzt, die nach Erwärmung wieder neuen Wasserdampf aufnehmen kann. Der Vorteil dieser Stoßlüftung ist, dass mit der verbrauchten Luft nur die in dieser Luft enthaltene Wärme entweicht, während die in den Wänden und Einrichtungsgegenständen gespeicherten viel größeren Wärmemengen im Raum verbleiben und nach dem Schließen der Fenster mithelfen, die Frischluft schnell wieder auf die gewünschte Temperatur zu bringen.
  • Falsch ist, während einer Kälteperiode die ganze Nacht das Fenster „auf Kipp“ zu lassen. Die Fensterlaibungen und der Sturz kühlen aus, der Taupunkt wird unterschritten (s. Tabelle im Anhang) und hier setzt sich Feuchtigkeit ab, der Schimmel kann kommen. Offene oder gekippte Fensterflügel verursachen darüber hinaus ein Mehrfaches an Wärmeverlusten gegenüber einer gezielten Stoßlüftung. Vermeiden Sie bitte daher generell Dauerlüften während der Heizperiode.
  • Heizen Sie alle Räume ausreichend und vor allem möglichst kontinuierlich. Also auch Schlafzimmer und Räume, die Sie nicht ständig nutzen. Das behaglichste Raumklima liegt bei 19 - 22°C bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von durchschnittlich 45 - 65 %. Unter 18°C sollten die Räume auch nachts nicht abkühlen. Denn es braucht mehr Energie, kalte Räume aufzuheizen, als eine Mindesttemperatur beizubehalten.
  • Häufig wird ein Aufenthaltsraum innerhalb einer Wohnung stark beheizt und andere Räume nur mäßig oder gar nicht. Zimmertüren sollten dann verschlossen bleiben, damit die Luftfeuchte nicht in die kühleren Räume zieht und dort kondensiert. Bei geöffneten Türen sollte der Temperaturunterschied in den einzelnen Räumen nicht mehr als 4 °C betragen.
  • Unterbinden Sie die Luftzirkulation nicht. Das ist besonders wichtig an Außenwänden. Möbelstücke sollten deshalb mindestens 3 cm (besser 5 - 10 cm) Abstand zur Wand haben, besonders solche auf geschlossenem Sockel. Nur so kann hinter den Möbeln die Luft zirkulieren und die Wand bleibt trocken.
  • Behindern Sie nicht die Wärmeabgabe der Heizkörper durch Verkleidungen, lange Vorhänge oder vorgestellte Möbel. Bei verbrauchsabhängiger Abrechnung registriert Ihr Heizkostenverteiler sonst einen etwa 10 bis 20 % zu hohen Verbrauchsanteil, weil er die verringerte Wärmeabgabe nicht berücksichtigen kann (Wärmestau). Außerdem wird der Raum nicht richtig warm, da die Luft nicht umgewälzt werden kann.
  • Die Wandoberflächentemperatur sollte in mäßig gelüfteten Räumen möglichst ca. 15 - 17°C nicht unterschreiten sollte. Das erfordert Raumlufttemperaturen von etwa 18 - 20°C.
  • Vermeiden Sie bei Renovierungen Glasfasertapeten oder Farben auf Kunststoffbasis (z.B. Latex). Ersetzen Sie eine Rauhfasertapete z.B. durch einen sog. Malervlies, wenn die alte Tape schon mehrfach überstrichen wurde.
  • Achten Sie bei Badezimmern ohne Außenfenster darauf, dass die Lüfter funktionstüchtig sind, d.h. die Filtermatten müssen sauber gehalten werden (1 - 2 Mal jährlich herausnehmen und reinigen oder austauschen, durch „WC-Papier-Test“ prüfen, ob noch genug abgesaugt wird) und das Nachlaufrelais muss funktionieren.

Gutes, richtiges Heizen + Lüften = gesundes Wohnklima, Abfuhr von Wasserdampf, Vermeidung von Kondensatschäden und weniger Heizenergie-Verbrauch.

Noch ein wenig Hintergründe und Bauphysik

Die heutigen Baustandards fördern die Schimmelbildung: dichte isolierverglaste Fenster, kunststoffbezogene oder versiegelte Fußböden, waschfest gestrichene Wände, Möbel mit wasserfester Oberfläche - in allen diesen Fällen kann keine Feuchtigkeit aufgenommen werden.

Zur Erreichung eines behaglichen Wohnklimas müssen wir der Wohnung während rund zwei Drittel des Jahres Wärme zuführen. In zunehmendem Masse werden im Winter in vielen Wohnungen vor allem an der Innenseite von Aussenwänden, vielfach auch hinter grösseren Möbelstücken, feuchte Stellen und Stockflecken beobachtet. Und Sporen von Schimmelpilzen, die in der Luft schweben, finden auf den feuchten Flecken einen Nährboden, auf dem sie zum Ärgernis der Bewohner wachsen und gedeihen. Somit kann sich dort im fortgeschrittenen Stadium Schimmelpilz bilden, der sich rasch ausbreitet, Tapeten lösen sich ab, und es riecht modrig. Diese Erscheinungen beeinträchtigen nicht nur das Wohlbefinden der Bewohner, sondern es wird auch die Bausubstanz geschädigt sowie der Wärmeschutz der Aussenwände herabgesetzt.

Diese Probleme traten früher viel seltener auf, weil durch die früher niedrigeren Energiekosten die Räume meist stärker beheizt und häufiger gelüftet wurden. Für eine „Dauerlüftung“ sorgten in Altbauten zum Teil undichte Fensterfugen. War die Luft trotzdem stark mit Wasserdampf angereichert, so bildete sich meist nur an einfach verglasten und dadurch besonders kalten Scheiben Tau- oder Schwitzwasser (Kondensat), welches über die Schwitzwasser-Sammelrinne in einem kleinen Röhrchen nach außen abgeleitet wurde. Bei Frost verwandelte sich das Schwitzwasser teilweise in bizarre Eisblumen. Auf diese Weise wurde der Feuchtegehalt der Luft ständig verringert. Durch isolierverglaste und fugendichte Fenster ist die Glasscheibe als „Kondensatabscheider“ meist entfallen, die selbsttätige Fugenlüftung fast ganz unterbunden worden.

Hinzu kommt, dass durch inzwischen hohe Heizkosten und durch verbrauchsabhängige Abrechnungen häufiger extrem sparsam geheizt und gelüftet wird. Dabei übersieht man leicht, dass übertriebenes Heizenergiesparen Energieverschwendung zur Folge haben kann. Noch bevor äußerlich Schäden sichtbar werden, kann in die Außenwand von innen eingedrungener Wasserdampf in den kälteren äußeren Schichten zu Wasser kondensiert sein. Eine durchfeuchtete Wand leitet aber die teure Heizenergie bis zu dreimal so schnell nach außen. Trotz eingeschränktem Wärmekomfort wird in diesem Fall mehr Heizenergie verbraucht und die Bausubstanz geschädigt.

Luft hat die Eigenschaft, sich mit Wasser zu verbinden. Der Wasseranteil der Luft ist meist unsichtbar. Wir können ihn aber auch sehen, z. B. in Form von Wasserdampf, Nebel und Wolken. Das Sichtbarwerden hängt nicht allein von dem absoluten Wassergehalt der Luft in Gramm je m³ ab (absolute Luftfeuchte), sondern ganz entscheidend von der Lufttemperatur und auch dem Luftdruck. Je wärmer die Luft ist, desto mehr Wasser kann sie binden (relative Luftfeuchte). Kühlt stark mit Wasserdampf angereicherte Luft ab und wird dabei die sogenannte Sättigungsgrenze erreicht, gibt sie einen Teil des Wassers in Form von Kondensat (landläufig auch „Tau“- oder „Schwitzwasser“) ab. Dies geschieht an den Stellen im Raum mit der geringsten Oberflächentemperatur, weil dort die Lufttemperatur am schnellsten abnimmt und damit die Sättigungsgrenze hier zuerst erreicht wird. Solche Stellen sind bevorzugt: Zimmerecken an der Außenwand, der Übergang von Außenwand zur Zimmerdecke, Fensterstürze und Sockelbereiche, also sogenannte „Wärmebrücken“ (landläufig „Kältebrücken“, was aber falsch ist, da physikalisch nur die Wärme „wandert“.

Solche Erscheinungen sind teilweise auch in Zonen mit geringer Luftbewegung zu finden, wie z. B. hinter größeren Möbelstücken. Zu Wasserdampfausscheidungen kommt es also immer dann, wenn der Feuchtegehalt der Luft im Verhältnis zu deren Temperatur zu hoch ist oder umgekehrt, die Lufttemperatur im Verhältnis zum Wasserdampfgehalt der Luft zu niedrig.

Ein Fallbeispiel:
Ein Zimmer hat beispielsweise eine Grundfläche von 5 x 5 = 25 m² und bei einer lichten Höhe von 2,5 m ein Volumen von 25 x 2,5 = 62,5 m³. Wenn dieses Zimmer auf z.B. 22°C beheizt wurde und dort nach Kochen, Duschen, Besuch o.ä. die Luft mit ca. 17,5 g/m³ Wasserdampf angereichert wurde (realistisch!), wird eine Luftfeuchte von 90 % feststellbar sein.

Wenn dieses Zimmer nun auf 16° abgekühlt würde, ohne die Luft auszutauschen (z.B. über Nacht), sinkt die Aufnahmekapazität der Luft auf nur noch ca. 12,1 g/m³. Es würden also 5,4 g/m³ Wasser(dampf) abgegeben werden müssen (kondensieren), was bei 62,5 m³ = 337,5 g entspricht. Das wäre immerhin mehr als ein volles 0,3 l-Bierglas. Ohne Lüften könnte man sich bildlich vorstellen, den Inhalt dieses Bierglases in eine Blumenspritze zu geben und damit die kalten Außenwände besprühen. Das wäre der Effekt.

Übrigens:
Das alles hat nichts damit zu tun, dass es „von draußen reinregnet“...